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Quartier Schulstraße: Künstler beziehen neues Atelierhaus

Atelierhaus Schulstasse 43Münster - Die Hausnummer ist vorerst provisorisch mit Filzstift auf eine Bretterwand geschrieben. Draußen hämmern und bohren die Handwerker, drinnen riecht es noch ein wenig nach frischer Farbe. Das neue Gebäude der Ateliergemeinschaft an der Schulstraße 43 wurde jetzt erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Rund zwei Dutzend Gäste sind diese Woche der Einladung des Vorsitzenden Thomas Hak gefolgt und machen sich ein erstes Bild. MÜNSTER Von der Dachterrasse des neuen Atelierhauses an der Schulstraße 43 hat man eine fantastische Sicht auf die Eichendorffschule. Ein Blick in die Vergangenheit. Bis vor wenigen Monaten residierten die Künstler der Ateliergemeinschaft noch in den Klassenräumen. Die Schulstraße 22. Jetzt haben sie das neue Quartier bezogen.

"Die 17 Künstler haben das Haus angenommen", erklärte Sprecher Thomas Hak am Dienstagnachmittag bei der Eröffnung. Die neue Hausnummer ist zwar bisher nur mit einem Stift per Hand an einen Bretterzaun geschrieben, noch ist auch eine Seite des Gebäudes eingerüstet, in einigen Räumen türmen sich die Umzugskisten. Doch es mischen sich bereits die Gerüche - die frische Farbe des Hauses mit den Farben der Künstler.

Zusammenrücken

Architekt Dietmar Berner vom münsterschen Architekturbüro Berg hat den Künstlern eine breite, sich nach oben verjüngende Showtreppe gebaut, die sich bis in den dritten Stock hinaufschraubt. Um sie herum ranken sich die Ateliers. Alles wirkt konzentrierter, nicht so weitläufig wie in der alten Schule. Man ist zusammengerückt. Die Ateliers selbst sind schlicht und bestechen vor allem durch ihre ungewöhnlichen Maße: Kein Raum ist quadratisch. Für eine normale Wohnung wäre das ein Alptraum. Doch die meisten Ateliers sind spärlich möbliert. Das Licht fällt durch bodentiefe Fenster. Und die Künstler haben schon erste Erfahrungen, zu welchen Tageszeiten das Licht optimal hereinscheint. Ganz so einfach ist das nicht: Die Fenster sind zwar tief, aber auch schmal und an den Kopfseiten des Gebäudes nicht üppig gesät.

Kurbeln an der Presse

Susanne von Bülow arbeitet schon in ihrem neuen Domizil. Sie weihte bei der ersten offiziellen Begehung ihre neue Druckpresse ein. Kulturdezernentin Dr. Andrea Hanke kurbelte für ein Bild mit echten Blumen mit schweißtreibender Höchstgeschwindigkeit. Als "nicht immer bequem" beschrieb sie auch den Umgang mit den Künstlern. Um dann klarzustellen: "Was richtig ist, dafür sind sie Künstler."

Als klar war, dass in der denkmalgeschützten Eichendorff-Schule Eigentumswohnungen entstehen sollen, war die Sorge der Künstler groß, für immer ihr bezahlbares Dach über dem Kopf zu verlieren. Mit dem nur einen Steinwurf entfernten Kunst-Quartier erfüllten sich jedoch alle Hoffnungen. "Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Kommune ein Atelierhaus stemmt", bemerkte Thomas Hak. "Das ist vielmehr eine Sensation. Ein wichtiges Zeichen, das für die Region gesetzt wurde."

Junge Künstler auffangen

Die Kulturdezernentin erklärte, warum sich dieser Aufwand lohnt: "Die Stadt hat die Aufgabe, Münster zu einer guten Adresse für Kunst zu machen." Und das geht nur, wenn man die guten Künstler fördert - und die jungen Künstler, die gerade von der Kunstakademie kommen, auffängt. Das Atelierhaus bietet ihnen Unterschlupf und somit "die ersten Versuche der Freiberuflichkeit", so Hanke. Ein rundum gelungenes, "vorbildliches Ergebnis", bilanzierte sie.

Dieses findet bereits im Juli seine Fortsetzung: Nebenan ist dann die Zukunftswerkstatt fertig, die sich für die Belange der Kreuzviertel-Bewohner einsetzt. Eine Tür zwischen den Gebäuden gibt es bereits - sie wird für kurze Wege sorgen. Der Einzug ist für September geplant.

Nächster Spatenstich

Einen derart freien Blick von der Dachterrasse auf die Schule wird es allerdings nicht mehr lange geben. Bauherrin Wohn- und Stadtbau, die das gesamte Areal unter ihren Fittichen hat, beginnt am Freitag mit dem nächsten Spatenstich. Das Riesenprojekt umfasst neben Atelierhaus und Zukunftswerkstatt 104 Wohnungen.

Münstersche Zeitung, 21.04.2010, von Sabine Müller.

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